Bad Bodendorfer Orchideenwanderung
Auch in diesem Jahr fand, trotz anfänglich schlechter Wetterverhältnisse, die Orchideenführung des NABU Ahrweiler statt. Dipl. Biologin Birgit Bielstein-Kalka und Dipl. Biologe Andreas Weidner, die Biotopbetreuer des Kreises Ahrweiler, haben eine Stunde vor Beginn der Exkursion die Pflanzenbeschilderung für die Teilnehmer gesteckt. Zu diesem Zeitpunkt war das Wetter den beiden noch nicht wohl gesonnen. Regen und Donnergrollen in weiter Ferne ließen nichts Gutes ahnen. Pünktlich um 15.00Uhr kam dann jedoch die Sonne zum Vorschein.
20 interessierte Teilnehmer begaben sich unter der Führung von Herrn Weidner und Frau Biestein-Kalka in das terrassierte Orchideengebiet. Zunächst wurden die Kräuter der etwas nährstoffreicheren frischen Glatthaferwiese (Stromtalwiese) im unteren Terrain vorgestellt. Hier dominierten die hohen Obergräser wie Glatthafer, gewöhnliches Knäuelgras und wolliges Honiggras. Dazwischen wurden die Schmetterlingsblütler Rot-Klee, Weißklee, gewöhnlicher Hornklee und Wiesenplatterbse sowie die Korbblütler Wiesen-Margerite, Wiesen-Flockenblume, gemeine Schafgarbe, Wiesen-Bocksbart und Löwenzahn vorgestellt. Auf die Unterschiede zwischen Wiesen-Bärenklau und Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt, wurde besonders eingegangen. Beim Aufstieg in die nährstoffärmeren trockeneren Magerwiesen teilte sich die Gruppe zum Schutz der kleineren Orchideen und ihrer Standorte auf.
Auffällig beim Aufstieg war der Rückgang der hohen Obergräser auf den oberen wärmeren Terrassen. Hier trat die aufrechte Trespe und die blaugrüne Segge mehr in den Vordergrund, typische Vertreter des Trespen-Halbtrockenrasens (Mesobrometum). Diese Pflanzengesellschaft befinden sich meist in südlicher Hanglage auf mäßig trockenen meist kalkhaltigen Böden. Die kennzeichnenden Pflanzenarten wie aufrechte Trespe, blaugrüne Segge, kleiner Wiesenknopf, Oregano, knolliger Hahnenfuß, Helm-Knabenkraut, Fliegenragwurz, Bienenragwurz, Spitzorchis, gemeines Zittergras, Zypressen-Wolfsmilch, Skabiosen-Flockenblume, schopfiges Kreuzblümchen, Feldmanns-Treu und einige andere wurden vorgestellt. Die Lebensweise der Orchideen, die schon zur Keimung einen bestimmten Pilz (Mykorrhiza) benötigen wurde an den Orchideenstandorten eingehend besprochen. Der Artenreichtum der unter Schutz stehenden Streuobstwiesen ist sehr hoch, leicht findet man gut 36 unterschiedliche Pflanzenarten pro m². Zur Erhaltung solcher Wiesen haben unsere Biotopbetreuer ganze Arbeit geleistet und ein System aus mosaikartiger Beweidung durch Rinder, Mahd und Mulchen entwickelt, die eine Zunahme des Artenreichtums und eine Vergrößerung der Orchideenbestände zur Folge hatten.
Ebenso wie die großen Orchideenbestände war auch der Insektenreichtum dieser Wiesen beeindruckend. Einige teilweise seltene Insekten solcher Halbtrockenrasen wie Beilfleck-Widderchen, gelbwürfeliger Dickkopffalter, braune Tageule, Hauhechel-Bläuling, grüner Scheinbockkäfer und Steinhummel, konnten unterwegs teilweise bei der Paarung beobachtet werden.
Als typische Schattenpflanze fanden die Teilnehmer in einem kleinen Feldgehölz auch noch das weiße Waldvöglein. Auf Grund der meist geschlossenen Blüten ist hier der Fruchtansatz durch die Selbstbestäubung sehr hoch, was bei den gesichteten Exemplaren nicht zu übersehen war. Bei der Fliegenragwurz handelt es dagegen um eine Sexualtäuschblume. Ihre Blüte und ihre Pheromone täuschen Grabwespenmännchen ein Weibchen vor. Beim Paarungsversuch werden die Pollinien auf die Grabwespe übertragen. Mit Erscheinen der Grabwespenweibchen lässt die Bestäubung der Grabwespenmännchen deutlich nach. Hier konnte Rainer Wegener von der AHO (Arbeitskreis Heimische Orchideen) wunderschöne Fotos zur Bestäubung durch Grabwespenmännchen zeigen.
An der Informationstafel zur Lohrsdorfer Orchideenwiese angelangt, wurde die geschichtliche Entwicklung dieses geschützten Biotops von Herrn Weidner erläutert. Seit 1995 wird das Gebiet von den Biotopbetreuern durch gezielte Maßnahmen entwickelt. Durch die Diversität dieser Wiesen darf man sich nicht täuschen lassen, nur die gezielte Landschaftspflege sorgt für diesen Artenreichtum. Ohne eine entsprechende Pflege würde dieses Gebiet schnell verbuschen; die Sukzession durch Hartriegel, Weißdornarten, Brombeere und kanadischer Goldrute würde den Artenreichtum innerhalb kurzer Zeit beenden.
Zum Abschluss packte Herr Weidner den Picknickkorb mit Apfelkuchen und frischen Erdbeeren aus. Die Stärkung nach den steileren Anstiegen wurde von allen Teilnehmern mit Dank und Freude begrüßt. Es wurde noch einige Zeit über Pflegemaßnahmen und beobachtete Veränderungen der letzten Jahre gefachsimpelt, bevor man wieder einpackte und sich schnellen Schrittes zum Abstieg begab, da bedrohliche Wolkenberge aufzogen.
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